tretford lädt Kreative ein

Einladung zu den Passagen 2015

die ruggls -eine Brücke zwischen Kopf und Fuß

Kaum aus dem Krabbelalter strebt der Zweibeiner nach Sitzmöbel und Tisch. Der Boden gehört dem Spiel, auf Stuhl und Tafel beginnt das erwachsene Leben. „Es scheint ein besonderes Merkmal unserer Kultur, Kopf und Fuß so sehr auf Abstand zu halten.“ Für die Designerin Christiane Strauss das Initial ihrer Arbeit mit tretford.
Die Lücke füllt sie mit den „ruggls“, einer Familie von Teppich-Hybriden, die eine Brücke zwischen Sitzmöbel und Bodenbelag schlagen.

„Ich benutze den Boden meist als Arbeitsfläche für große Formate. Für meine Arbeit unterhalb der üblichen Sitzhöhe von 39-51 cm habe ich mir selbst kleine Vehikel gebaut, die mir dort mein Schaffen erleichtern.“
Eine Erklärung für die fast spielerische Herangehensweise der Künstlerin?
Strauss beweist in ihrer Arbeit eine besondere Wendigkeit im Wechsel der Perspektiven.
„Auf den ersten Blick erscheint eine Bodenfläche als zweidimensionales Phänomen und legt eine flache, fast zeichnerische Herangehensweise nahe.“ Für Strauss trotz langjähriger illustrativer Arbeit in Werbung und Journalismus kein Weg. Ihr Kunst-Studium mit dem Schwerpunkt Bildhauerei und Plastik rückt räumliche und körperliche Aspekte in den Vordergrund.
„Was von oben wie eine leuchtende homogene Fläche wirkt, transformiert sich im Heranrücken an das Material zur facettenreichen Landschaft, mit dem Eintauchen als wilde Wiese auf der kein Halm wie der andere ist. Ich stehe in den Teppich-Rippen und bestaune die hohen borstige Wände, zwänge mich durch schmale Gänge zwischen den Kaschmir-Wällen auf der Suche nach meinem Zugang zum Material. Wie ein Bauer säe ich meine Fragen zwischen die Ackerfurchen.“
Die Grundlage für die einfachen Bausteine ihrer Objekte hat sie aus der Natur. Die fünfeckige Outline der geometrischen Module entsteht aus dem Rückenschild, dem Scutellum, der Stubenfliege. Die gegeneinandergestellten Rippen erinnern an die Leitbündel des Buchenblattes.
Das offene und freie Assoziieren ist für die Designerin der erste Schritt hin zum fertigen Objekt.
Die Beschreibung des besonderen Material-Charakters und ihrer künstlerische Auseinandersetzung damit klingt wie ein Reisebericht.
„Ich beginne ein Design in einem Wirrwarr unterschiedlicher Assoziationsketten. Es ist, als umkreiste ich das vorläufig Unbekannte. Mit jedem neuen Ring verfestigt sich das Geflecht, unter dem sich das Objekt dann ganz von selbst enthüllt. Nach einer Phase der Haltlosigkeit bekomme ich Boden unter die Füße. Das Material übernimmt die Führung und beendet die schwindelerregende Suche.“
Strauss bezeichnet die Entwicklung eines Designs als dialogischen Prozess.
„Das Material wehrt sich gegen reine Kopfgeburten. Du musst schon ein bisschen mit ihm ringen, damit es seinen ganz eigenen Charakter offenbart. Das ist der größte Moment, wenn das Gespräch beginnt.“
Parallel zu den Passagen führt Strauss in Bildern und Animationen in das Universum der ruggls. Mehr dazu auf illustrantin.org.

 

Ort: superartitecture studios,
Vogelsanger Straße 231, Halle Tor 7/8 in Köln-
Ehrenfeld
Termin: 19. – 25.01.2015, täglich
von 14 bis 21 Uhr

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